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IMPULS | 12.2024

Der Megatrend Globalisierung

Globalisierung, einst als Superstar unter den Megatrends gefeiert, umfasst die wachsende weltweite Vernetzung in Wirtschaft, Politik, Kultur und auf individueller Ebene. In den letzten Jahrzehnten wurde die Globalisierung durch eine Reihe von Faktoren stark beschleunigt. Der Fall des Eisernen Vorhangs markierte einen Wendepunkt, der zu einem verstärkten kulturellen Austausch führte. Parallel dazu öffneten sich Märkte weltweit, was die grenzüberschreitende Bewegung von Gütern, Dienstleistungen, Kapital, Investitionen und Arbeitskräften intensivierte. Zusätzlich trugen Fortschritte in der Kommunikations-, Netzwerk- und Transporttechnologie zur Beschleunigung dieses Prozesses bei. Diese umfassenden Veränderungen führten zu einem signifikanten Wachstum und Wohlstand auf globaler Ebene. Doch diese weltweite Vernetzung brachte auch Herausforderungen mit sich, wie eine erhöhte Fragilität in Bereichen wie Energieversorgung, Hightech, Rohstoffe und Lieferketten. Einprägsames Symbol dieser Fragilität ist das Containerschiff „Ever Given“, das 2021 im Suezkanal steckenblieb.

Die Transformation der Globalisierung

Die jüngsten globalen Ereignisse, darunter die Finanz-, Klima- und Coronakrise sowie der Krieg in der Ukraine weisen darauf hin, dass die Globalisierung, wie wir sie kennen, an einem Wendepunkt angelangt ist. In dieser Zeit der Transformation muss die Globalisierung den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht werden. Es geht nun darum, neben Effizienz, Produktivität und Gewinnmaximierung auch auf Resilienz, Sicherheit, Autonomie und Nachhaltigkeit zu setzen. Der Soziologe Roland Robertson prägte hierfür den Begriff «Glokalisierung», der eine Synthese aus Globalisierung und Lokalisierung darstellt. Es geht nicht um eine Umkehr der Globalisierung oder eine Rückkehr zu rein lokalen Strukturen, sondern vielmehr um eine Weiterentwicklung. Jonas Höhn und Nina Pfuderer vom Zukunftsinstitut empfehlen in diesem Zusammenhang, das Bewusstsein für das Wechselspiel von globalen und lokalen Prozessen und Abhängigkeiten zu stärken, lokale Handelsstrukturen innerhalb der globalen Verflechtungen zu integrieren, Zulieferer und Rohstoffquellen zu diversifizieren und auf lokale Alternativen zu fokussieren. Zudem sollten Materialreserven und Lagerhaltung als strategische Elemente der Risikoabschätzung betrachtet und globale, lineare Wertschöpfungsketten in zirkuläre, glokale Systeme transformiert werden, die sich an Resilienz, Sicherheit, Nachhaltigkeit und an den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft orientieren.

Eine mögliche Zukunft der Globalisierung

Das weltpolitische Geschehen wird auch künftig weitreichende Herausforderungen an uns stellen. Die Zukunft der Globalisierung bietet weiterhin Potenziale und Chancen, doch sie muss neugestaltet werden. Staaten, Unternehmen und ihre Mitarbeitenden sollten in Zukunft noch enger zusammenarbeiten, sich austauschen und global vernetzen, um Know-how zu teilen, weltweite Allianzen zu bilden und Partnerschaften in Handel, Technologie und Umweltschutz zu etablieren. So können Synergien geschaffen, Kosten gesenkt, die Innovationskraft gestärkt und mehr Sicherheit gewährleistet werden. Durch eine qualitative Globalisierung können Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit in Einklang gebracht werden. Es gilt, diesen Wandel gemeinsam, innovativ und mutig zu gestalten. Entscheidend ist die Erkenntnis, dass Zukunft gestaltbar ist.

Detlef Altenbeck